Über uns

 

Die KLJ Raeren teilt sich nach Geschlecht und Alter auf. Mädchen und Jungen sind relativ strikt getrennt, was eine besondere Situation für eine KLJ in Ostbelgien ist. Einzig in der KLJ-Raeren gibt es zwei verschiedene Leiterräte, die sich getrennt treffen und neben dem Haus, dem Material und einigen Veranstaltungen (Weihnachten in der Gemeinde, Elterntag, Kirmes, ...) in letzter Zeit immer mehr miteinander zu tun haben.

Mädchen und Jungen sind außerdem noch nach Alter in jeweils vier Gruppen aufgeteilt. Diese Gruppe bildet das Milieu, in dem jedes Kind und jeder Jugendliche die KLJ erlebt. Diese Struktur hat zum Ziel, im Laufe der Jahre eine starke Gemeinschaft zu bilden und vor allem eine altersgerechte Jugendarbeit zu ermöglichen.

Jede Gruppe wird von mehreren Leitern organisiert und verantwortet. Leiter sind meist selbst als Kind und Jugendlicher in der KLJ gewesen und werden in einem Ausleseverfahren zu Leitern ernannt und durch die Animatorenschulung und nachfolgenden Weiterbildungen ausgebildet. Den nötigen Rückhalt gibt es außerdem von den Hauptleitern, die den Leiterrat leiten und die Restverantwortung übernehmen müssen.


Wenn Ihr Kind Lust hat die KLJ Raeren einmal näher kennen zu lernen, so wenden Sie sich einfach an die Hauptleiter oder an die entsprechenden Gruppenleiter. 

Die Geschichte der KLJ Raeren

Die ersten Spuren der Gründung der KLJ Raeren kann im Jahre 1955 ausgemacht werden. Unter der Leitung des damaligen Kaplans Joseph Osseman (1947 bis 1955) in Raeren, konnte die schon damals seit 1945 bestehende „Jeunesse ouvrière chrétienne“ in die Katholische Landjugend Raeren übergeführt werden. Zu diesem Zeitpunkt bestand die KLJ Raeren nur aus einer Jungengruppe, eine Mädchengruppe wurde erst im Herbst oder Winter 1955 von Kaplan Korvorst (1945 bis 1958) eingeführt. Im Alter von 15 Jahren gründeten Luise Ahn, Maria Radermacher und Regina Radermacher die Kerngruppe der KLJ Mädchen. Bereits im Januar 1956 wurden dann die beide Gruppen der Katholischen Landjugend Raeren von Kaplan Levieux übernommen, der einen Monat zuvor erst zum Priester geweiht worden ist und der der Jungengruppe bis 1959 und der Mädchengruppe dann bis zu seiner Ernennung als Pastor von Hauset im Jahre 1966 als Präses vorgestanden hat. Die Katholische Landjugend Raeren ist somit im Laufe des Jahres 1955 zum einen auf der Grundlage von bereits bestehenden und zum anderen auf noch völlig neu aufzubauende Strukturen entstanden. Jedoch kam der entscheidende Impuls vom Klerus aus.



Die Führungsstruktur in den Anfängen der katholischen Landjugendarbeit bestand aus der Kerngruppe mit ihren Leitern dazu die Anbindung dieser Gruppe an den Präses. Bei den Mädchen ist ab 1956 bis zur Mitte der 1960er Jahre Anneliese Fuhrt als Leiterin auszumachen, bei den Jungen zunächst bis 1959 Herbert Emontsphol und schließlich bis zum Herbst 1963 Hans Leo Becker. Kaplan Levieux war Präses der Mädchen bis zur seiner Ernennung als Pastor von Hauset im Jahr 1966 und bei den Jungen bis zum Jahr 1959, in dem er dann von Kaplan von Schwartzenberg, der dann bis 1964 blieb, ersetzt wurde. Die Anbindung der Kerngruppe an den Präses kam sowohl bei den Mädchen als auch bei den Jungen dadurch zum Ausdruck, dass sie sich alle zwei Wochen zur Vorbereitung der Gruppenversammlung beim Präses zu Hause trafen. Dort nahmen sie die Bibel zur Hand und lasen gemeinsam eine Stelle aus dem Neuen Testament, die der Kaplan dann auslegte und über die dann gemeinsam überlegt und diskutiert wurde. Diese Gespräche waren dann zudem meist auch schon die erste Vorbereitung der Gruppenversammlung, da die Versammlungen meistens durch die Lektüre und die Besprechung einer Bibelstelle begonnen wurden. Darüber hinaus wurden dann aber auch noch die Aktivitäten geplant, die man nach der Bibellesung auf der Versammlung vornehmen wollte.



Die Mädchengruppe entwickelte sich ab 1955 von der zuvor genannten Kerngruppe aus. Sie entschieden sich dazu auch im Alter von 13 bis 14 Jahren Mädchen in die Jungschar-Gruppe auf zu nehmen. Somit erreichte die Mädchengruppe 1960 mitsamt der 4 Kerngruppenmitglieder eine Anzahl von insgesamt 22 Personen. Zu gleichen Zeit wurde dann in Raeren auch die Pfadfinderinnen-Einheit St. Georg gegründet, was bei der Mädchengruppe auf Unverständnis stieß und somit zunächst das Verhältnis zwischen den beiden Gruppen im Dorf belastete, jedoch nicht die Mitgliederanzahl beider Gruppen belastete. Die Gruppenversammlungen fanden immer jeden zweiten Sonntagnachmittag im Pfarrheim statt und dort erklärte Kaplan Levieux zunächst eine Bibelstelle aus dem Neuen Testament und sprach über das Verhältnis zu den Eltern, über Freundschaft und über das spätere Eheleben. Danach wurden dann neue sowie alte Lieder gesungen, Volkstänze getanzt, gebastelt und bei gutem Wetter wurden Wanderungen unternommen oder auf dem Schulhof beispielsweise Völkerball gespielt. In der Adventszeit besuchte die Mädchengruppe die alten und kranken Bewohner des Marienheims, wo dann alle gemeinsam erzählten und Weihnachtslieder sangen. Die älteren Mitglieder trafen sich wenige Tage später in der Silvesternacht erneut am Marienheim, um dort in der Kapelle von 23 Uhr 30 bis nach Mitternacht gemeinsam den Rosenkranz zu beten und sich einander verschiedene religiöse Texte vorzutragen.



Die Jungengruppe entwickelte sich wie schon erwähnt aus der „Jeunesse ouvrière chrétienne“ heraus, die vor allem nur junge Arbeiter in ihre Gruppe aufnahm, das führte dazu das die Pfadfindergruppe mehr Anklang im Dorf erhielt und somit die Mitgliederzahl bis Mitte der 50er Jahren bei etwa 10 bis 12 Personen sich betrug. Im Jahre 1957 betrug die Mitgliederzahl sogar nur 5 bis 6 Personen wuchs dann aber noch im gleichen Jahr auf durchschnittlich 10 Personen pro Versammlung an. Aber die Jungengruppe stand nun nicht vor ihrer Auflösung, sondern war demnach nur eine etwas lose Gruppierung, die sich an einem Abend am Anfang der Woche um 20 bis 22 Uhr im Pfarrheim traf, um dort zunächst mit Kaplan Levieux, später dann mit Kaplan Schwartzenberg über eine Textstelle aus dem Neuen Testament zu diskutieren, die von der Bezirksleitung herausgegebene Zeitschrift „Leitfaden“ gemeinsam zu lesen und zu besprechen, auf dem Schulhof Fußball oder Volleyball zu spielen oder sich einfach nur beim gemütlichen Beisammensein ein kühles Bier gönnte. Letzteres pflegte man sich bei „Möhle Eck“, einer von Albert Radermacher geführten Wirtschaft, zu besorgen, und bei der man nach der Versammlung gerne nochmals einkehrte. Im Januar 1959 wurde nun auch für die jüngeren Mitglieder, den sogenannten Jungknappen, sonntags Aktivitäten organisiert. Die Gruppe erhielt dann auch rasch Zuwachs von etwa 5 bis 6 jüngeren Mitgliedern, die Sonntags zusammen mit einigen älteren Mitgliedern zusammen bastelten, Wald- und Dorfspiele durchführten, Wanderungen unternahmen und Fußball oder Volleyball spielten. Ab 1964 ging Kaplan Schwartzenberg fort, hinzu mit der Wehrpflicht der älteren Jungen, kam es zu einem losen Wechsel der Struktur, sodass man im Dorf nicht mehr viel von der Landjugend hörte. Als Folge wurden Gruppenversammlungen unregelmäßig einberufen. In dieser Situation übernahm Kaplan Levieux für kurze Zeit die Funktion des Präses, fand jedoch aufgrund seiner zahlreichen weiteren Aufgaben nichtdie ausreichende Zeit die Gruppe aus diese Krise zu holen. Auch Kaplan Elbers, der vom Sommer 1964 bis zum Sommer 1965 nach Raeren gekommen war, vermochte die eingebrochene Gruppe in dieser kurzen Zeit zwar aufrecht erhalten, konnte sie wohl aber nicht wieder stabilisieren. Somit stand es mit der Jungengruppe 1965 nicht zum Besten.



Beide Gruppen nahmen zudem an zahlreichen und vielfältigen regionalen Aktivitäten teil, die von der Bezirksleitung vor allem auf Dekanatsebene organisiert worden sind. Dazu gehörten vor allem die regelmäßig stattfindenden kulturellen Treffen, auf die besonders der Bezirkspräses Hermann Lennertz Wert legte und bei denen jede Dorfgruppe im Wettbewerb mit den anderen Gruppen auftraten und dabei Quiz organisierten, Vorträge hielten, Gedichte aufsagten und Lieder sangen. Auch dem Tanzen wurde von der Bezirksleitung eine große Aufmerksamkeit gewidmet. So organisierte sie regelmäßig auf Dekanatsebene Tanzabende und in Kettenis wurde recht bald auch eine Tanzschule eingerichtet, zu der vor allem die Mädchen sonntags nachmittags hinfuhren. Währenddessen interessierten sich die Jungen vielmehr für die Sportwettbewerbe, wie zum Beispiel die rege Teilnahme an dem am Anfang der 1960er stattgefundenen Volleyballtunier in Walhorn zeigte. Für die älteren Mitglieder und besonders für die Kerngruppenmitglieder organisierte die Bezirksleitung zwischen Weihnachten und Neujahr Einkehrtage in Montenau oder Banneux. Mädchen und Jungen waren hierbei getrennt und an diesen Tagen wurden dann vor allem Vorträge von der Bezirksleitung und geladenen Redner gehalten, die im Anschluss daran dann intensiv diskutiert wurden und auch als Gesprächsthema mit Sicherheit so manches Mal nach Raeren weiter getragen wurde. Die Bezirksleitung organisierte neben diesem regelmäßigen Aktivitäten aber auch größere Veranstaltungen, wie den seit 1957 alle zwei Jahre stattfindenden Bezirkstreffen, bei denen sich alle Dorfgruppen Ostbelgiens trafen, um dann zunächst eine Messe zu feiern und anschließend auf einer großen Wiese ein Fest zu feiern. Zahlreiche Erinnerungen haben die Raerener Teilnehmer vor allem an das Bezirkstreffen vom Juli 1959 in Eupen. In der Messe dieses Treffens bekamen die Leiter und Leiterinnen der Dorfgruppen dann von Bischof van Zuylen in einer Zeremonie das offizielle Mandat zum Laienapostolat übergeben. Anschließend zog man mit einem großen Festzug durch Eupen zum Klinkeshöfchen, wo man den Nachmittag bei Tanz und Gesang verbrachte. Die größten Eindrücke und Erlebnisse machte schließlich eine kleine Anzahl der Raerener Mitglieder auf der 1960 stattfindenden Reise nach Lourdes, wo auch die Katholische Landjugend Ostbelgien am Weltkongress der Katholischen Landjugend teilnahm. Und bereits ein Jahr später begab sich eine große Gruppe der Katholischen Landjugend Ostbelgien auf eine längere Reise nach Rom, deren Höhepunkt schließlich auch die Papst-Audienz in seiner Sommerresidenz gewesen ist.

 


In Raeren selbst war bis etwa 1970 stets der Höhepunkt das gemeinsam von beiden Jugendgruppen gefeierte Christkönigfest. Dieses von vielen Jugendgruppen jedes Jahr im Herbst gefeiert Fest lässt sich auch auf die Entstehungszeit der Katholischen Aktion zurückführen. In diesem Sinne, also ihr Leben in der Nachfolge Christi zu führen, gaben die neuen Mitglieder der Katholischen Landjugend Raeren bei diesem Fest auch dann durch ein Versprechen zum Ausdruck und wurden dann in die Katholische Landjugend Raeren aufgenommen. Aus dem Verständnis dieses Versprechens heraus, haben die Pfadfinder- Einheiten und die Katholische Landjugend Raeren zusammen im Jahr 1961 dann auch ihre Idee in die Tat umgesetzt, am Karfreitag einen Kreuzzug zu organisieren. Dadurch wurden nicht nur aufgekommene Spannungen in gegenseitiges Einvernehmen aufgelöst, sondern es war im Angesicht des Zweiten Vatikanischen Konzils eine von der Raerener Jugend selbst zum Ausdruck gebracht Form ihres Glaubens. Und dies hat Pastor Mommer wohl beeindruckt.



Nach Raeren kam das Zweite Vatikanische Konzil schließlich auf dem Motorrad. Denn im Rahmen der Neudordnung des lokalen Klerus kam am 6. August 1965 Kaplan Kohnenmergen mit seiner 98er Prior-Sachs zu seiner neuen Wirkungsstätte und war unter Pastor Gielen neben seinen Sonntagsgottesdiensten und der Krankenseelsorge vor allem auch für die beiden Jungengruppen zuständig. Durch das große Jugendengagement von Kaplan Kohnenmergen in der Chiro St. Vith, verlieh er dieses „Feuer seines Glaubens und die Freude am Engagement“ auch der KLJ weiter. Zusammen mit Ludwig Radermacher begründete Kaplan Kohnenmergen zunächst wieder eine Führungsstruktur, von der ausgehend wieder eine Struktur in die Gruppenabläufe kommen sollte. Zusammen wurde nun Wert darauf gelegt, daß jede zweite Woche eine Gruppenversammlung stattfinden müsse und das auf der Stammversammlung diese Gruppenversammlung auch gemeinsam geplant werden müssen. Darüber hinaus nahm sich die Gruppe auch bereits im Spätsommer 1965 vor, gerade für die jüngere Gruppe neue Mitglieder anzuwerben, so daß diese Gruppe noch im Laufe des Jahres 1966 auch auf 18 Personen angewachsen ist und am Ende des Jahres 1967 zählte die gesamte Jungengruppe 6 Personen für den Stamm, der damals noch ab 15 Jahren war, und für die sogenannten Jungknappen hatte man eine Gruppe von insgesamt 26 Kinder zusammengebracht. Von diesem Aufschwung ausgehend, der sich auch 1968 weiterhin hielt, wurde dann auch eine neue Gruppenstruktur aufgestellt: die Burschen für die Jungen von 10 bis 14 Jahren, deren erste Leiter Hans Kuckartz und Hans Gerd Schumacher waren, die Veteranen für die Jungen von 14 bis 17 Jahren, deren ersten Leiter René Chaineux und Raymond De Taye waren und der Stamm, dessen Leiter nach wie vor Ludwig Radermacher war. Als Ludwig Radermacher als Stammleiter zum Sommer 1969 aufhörte und Erich Recker im Jahr 1970 als Stammleiter nun seitens der Leiter die Hauptkoordination übernahm, zählte die Jungengruppe 13 Stammmitglieder,14 Veteranen und 31 Burschen, was also einer Gesamtanzahl von 57 Mitgliedern entspricht. Dieser Aufschwung hat sich über die gesamten Jahren konstant entwickelt und bereits wenige Monate nachdem Kaplan Kohnenmergen nach Raeren gekommen ist dazu geführt, daß das Pfarrheim als Treffpunkt für die Jugendgruppen zu klein geworden war. Demnach hatte Kaplan Kohnenmergen dann auch den Anbau des bestehenden Pfarrheims um ein Jugendheim vorgeschlagen. Diesen Vorschlag haben sich die beiden Raerener Jungengruppen, vor allem die Gruppe der Katholischen Landjugend Raeren, dann auch zum Ziel gesetzt. Der also damit zum Vorhaben gewordene Vorschlag wurde auch vom Kirchenvorstand Anfang 1967 genehmigt, wenngleich er aber nur eine Teilfinanzierung leisten konnte. Davon ausgehend haben die Jugendlichen dann zusammen nicht nur zusätzliches Geld aufgebracht – indem sie sich beispielsweise 1967 mit einem kleinen Stand an der Kirmes beteiligten –, sondern haben sich auch gemeinsam an den Bau des Jugendheimes begeben. Somit hatte dann Kaplan Kohnenmergen zusammen mit den Jugendgruppen selbst Räumlichkeiten geschaffenen, in denen sich nun die personell stark angewachsenen Jugendgruppen auch entfalten konnten. Des Weiteren regte Kaplan Kohnenmergen den Stamm 1967 auch dazu an, zusammen vom 16. bis zum 19. August das erste Zeltlager der Katholischen Landjugend Raeren zu organisieren. Seither fuhr die älteste Jungengruppe auch jedes Jahr auf Lager, 1968 sogar zum Meer nach Blankenberge, wo man dann in einer Wirtschaft die Mondlandung mitverfolgte. Insgesamt betrachtet lässt sich somit feststellen, dass die Jungengruppe in dem Zeitraum von 1965 bis etwa 1968 nicht nur einen starken Aufschwung an Mitgliedern erfuhr, sondern auch die dazu nötigen Strukturen geschaffen hat, um diesen Aufschwung zu gewährleisten und auch aufrecht zu erhalten. Jedoch wurde die Jungengruppe der Katholischen Landjugend Raeren dadurch nicht zu einer reinen Freizeitbeschäftigung, sondern von den Intentionen der Beteiligten ausgehend bestand der Sinn und Zweck dieser nun aufgebauten Gruppe vielmehr darin, sich zusammen mit Kaplan Kohnenmergen mit dem Leben und mit dem Glauben auseinanderzusetzen. Denn Kaplan Kohnenmergen verstand sich insgesamt auch weniger als organisatorischer Leiter, sondern vielmehr als geistlicher Leiter der Jugendgruppe, mit dessen Mitglieder er zusammen den Einsatz für die Gruppe, ihre gemeinsame Frömmigkeit und über ihre persönliche Entfaltung ausgetauscht und diskutiert haben. Demnach baute Kaplan Kohnenmergen mit den Leitern nicht nur die Gruppenstrukturen an sich auf, sondern sie entwickelten auch inhaltliche Strukturen, die der Zielsetzung – die Gruppe als Gemeinschaft durch das gemeinsame Nachdenken und der Erfahrung der Stille auch gründen zu lassen – entsprachen. Und wie die Angebote seitens der Bezirksleitung, also vor allem die Einkehrtage zwischen Weihnachten und Neujahr, dieser Zielsetzung immer weniger entsprachen, da sie sich mehr und mehr zu allgemeinen Schulungen hin entwickelten, so zog sich der Stamm und später dann der Leiterrat ab dem Winter 1969 mit Kaplan Kohnenmergen alleine in ein Kloster zurück, um dort dann auch den entsprechenden Rahmen für ihre Zielsetzung zu finden. Auch auf den Lagern wurde die Freizeitgestaltung nicht als Zweck an sich betrachtet, sondern auch hier wurden inhaltlichen Strukturen geschaffen. Hierzu wurde nicht nur stets ein Lagerthema erstellt, welches dann wie ein roter Faden durch die Lagerzeit führte, sondern durch das Kapellenzelt wurde auch ein konkreter Ort vorgesehen, an dem über das Lagerthema hinaus an jedem Morgen eine Andacht vorgenommen wurde, an dem auch die zahlreichen Gottesdienste auf den Lagern gefeiert wurden und der auch als ein Ort der Stille demjenigen zur Verfügung stand, der sie bedurfte. Von diesen Inhalten ausgehend blieben– nicht zuletzt auch auf den Versammlungen – somit Diskussionen auch über die gesellschaftlichen und politischen Themen jener Tage nicht aus, die innerhalb der Gruppe auch durchaus zu Kontroversen geführt haben und somit aber letztlich wiederum zur Zielsetzung – der Auseinandersetzung mit dem Leben und dem Glauben – gehörten.



Die Struktur der Mädchengruppe brach ab 1966 auch hier etwas abrupt weg, da Kaplan Levieux zeitgleich auch mit den älteren Mädchen aufhörte. Durch den neuen Präses Pastor Gielen und eine verbliebene ältere Leiterin Jeannie Radermacher konnte sich die Mädchengruppe weiter stabilisieren und den Aufbau vorantreiben. Nur musste sie die Leitermannschaft von Grund auf neu aufbauen und nahm zu diesem Zweck auch eine neue Gruppenaufteilung vor. So wurde die bisherige Jungschar, die bisher alle Mitglieder von 13 Jahren an aufwärts umfasste, nun durch folgende Struktur erweitert und aufgeteilt: eine Gruppe von 10 bis 12 Jahre, die in den ersten Jahren auch Frohschar genannt wurde, eine Gruppe von 12 bis 14 Jahren und schließlich eine Gruppe von 14 bis 16 Jahren, aus der recht bald die Leiterinnen für die Frohschar hervorgehen sollten. Diese drei Gruppen musste Jeannie 52 Radermacher zunächst erst einmal selbst leiten und konnte wohl auch erst ab 1968 die ältesten Mädchen mit der Leitung der Jüngeren betrauen. Und von diesem Moment vergrößerten sich dann auch die Handlungsmöglichkeiten insofern, wie die Mädchengruppen nun vor allem auch auf Lager fahren konnten. So fuhren sie in den nächsten vier Jahren in Jugendherbergen der Orte Monschau, Ruhrberg, Nideggen und Blankenheim. Zur deutschen Eifel sind die Mädchen anfangs vor allem deswegen gefahren, weil sie für ein Zeltlager oder ein Lagerhaus nicht das nötige, eigene Material zur Verfügung hatten. Zudem hatten sie auch keinen entsprechenden Lagerraum, wo sie das Material von Jahr zu Jahr dann auch unterbringen konnten. Hinzu kam schließlich, dass die Mädchengruppen insgesamt auch das Problem hatten, das jeweilige Vertrauen der Eltern zu gewinnen, die ihre Töchter wohl oftmals nur mit einigem Bangen haben gehen lassen. Dies wird auch greifbar im Jahr 1968, in welchem Jeannie Radermacher sich dazu entschieden hatte, die Gruppenversammlungen der älteren Mädchen im gerade fertig gewordenen Jugendheim innerhalb der Woche abzuhalten. Denn zunächst ist dieses Vorhaben bei den Eltern auf Unbehagen gestoßen, so daß sie das Busunternehmen Bourlet damit beauftragte, die Mädchen sowohl jeweils zu Hause abzuholen, als auch danach jeweils nach Hause zu bringen. Die Haltung der Eltern veranlaßte Jeannie Radermacher mitsamt ihren sehr jungen Leiterinnen auch recht früh Elternnachmittage zu organisieren, um somit vor und nach dem Lager durch Diavorführungen, Krippenspiele, Sketche und Tänze die Eltern nicht nur über die Aktivitäten zu informieren, sondern diese Treffen auch dazu zu nutzen mit den Eltern ins Gespräch zu kommen und somit auch Vertrauen aufbauen zu können. Dass Pastor Gielen Präses der Gruppe war, hatte auf die Haltung der Eltern wohl wenig Einfluss, da Pastor Gielen auch weniger Bestandteil der Gruppe war, sondern vielmehr als Präses die Anbindung versuchte aufrecht zu erhalten. Da Pastor Gielen bereits mit seiner Amtseinsetzung in Raeren 55 Jahre alt war, so konnte er auch nur schwerlich Bestandteil der Mädchengruppe werden, wie es etwa Kaplan Kohnenmergen bei den Jungen vermocht hatte. Wenngleich er stets auch den Kontakt gesucht hat, so konnte er dennoch langfristig keine starken inhaltlichen Impulse in der Mädchengruppe entfalten und beschränkte sich demnach auch darauf, dass er stets informiert sein wollte und mit Jeannie Radermacher die Gruppenversammlung immer zwei bis drei Tage vorher besprochen wissen wollte. Darüber hinaus nahm er schließlich an zwei bis drei Versammlungen im Jahr teil, bei denen er dann zusammen mit den Mädchen gerne Wanderungen durch das Dorf unternahm oder mit ihnen Lieder sang. Diese geringe Anbindung an den Präses hatte auch schon bald zur Folge, dass in den Mädchengruppen selbst die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben an Bedeutung verlor, zumal als dann auch seitens der Bezirksleitung Ende der 1960er Jahre die Einkehrtagen zunehmend sich zu Schulungen hin entwickelten. Als schließlich Jeannie Radermacher 1971 zusammen mit Arthur Jodocy Bezirksleiterin geworden ist, konnte die noch immer sehr junge und zudem auch kleine Leitermannschaft – 1973 zählte man insgesamt fünf Leiterinnen für drei Gruppen – die gruppenübergreifende Koordination noch nicht selbst gewährleisten, so dass Jeannie Radermacher weiterhin Hauptleiterin der Mädchengruppe blieb. Davon ausgehend entwickelte sich dann auch eine Anbindung an die Bezirksleitung, wodurch sich sowohl die inhaltlichen Strukturen der Bezirksleitung, als auch die damit verbundenen Themen in der Mädchengruppe haben entfalten können. So wurde nun nicht mehr das Frohschargesetz oder eine Bibelstelle, wie dies in der Mitte der 1960er Jahre noch der Fall gewesen war, zu Beginn einer jeden Versammlung erläutert und besprochen, sondern in verschiedenen Versammlungen haben sich dann vor allem die älteren Mädchen mit beispielsweise dem Thema Entwicklungshilfe auseinandergesetzt, um somit auch ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie Menschen in anderen Ländern leben. Auch auf dem Lagern, die seit dem Anfang der 1970er Jahren nun auch in der Eifel stattfanden – da Jeannie Radermacher als Bezirksleiterin vor allem nun die Zelte und das nötige Material auszuleihen wusste – wurden nun auch verstärkt das Thema Natur und Umweltschutz aufgegriffen. Ein Höhepunkt dieser Jahre war schließlich auch eine Friedensrally, bei der sich viele Dorfgruppen der Katholischen Landjugend Ostbelgien mit diesem Thema im Angesicht des Kalten Krieges auseinandergesetzt haben und sich schließlich auf dem Werthplatz zusammen mit anderen Gruppierungen zu einer Kundgebung für den Frieden versammelt haben. Zudem wurde Anfang der 1970er Jahre von der Bezirksleitung auch die Leiter und Aufbauschulungen konzipiert und entwickelt, an denen auch schließlich alle Leiterinnen des sich nunmehr stärker entwickelnden Leiterrat beteiligten. Darüber hinaus bildete die Bezirksleitung auch eine Bezirksequipe, die unter anderem auch bei der Entwicklung dieser Schulungen dienlich sein sollte, in der die Katholische Landjugend Raeren nun aber mit Odilia Gielen, Franz-Josef Kirschfink, Helmut Wetzler und Josef Croé in den 1970er Jahren insgesamt sehr stark vertreten war. Mit Jeannie Radermacher bildeten die Raerener rund die Hälfte der Bezirksequipe. Die Jungengruppe hatte die Schulungen in diesen Jahren wenig bis gar nicht wahrgenommen, da hier die in den letzten Jahren aufgebauten Strukturen durch die weitere Anwesenheit von Kaplan Kohnenmergen sehr ausgeprägt waren und sich somit auch in hohem Maße selbst trugen. Wenige Jahre später sind es dann auch vor allem Franz-Josef Kirschfink und Helmut Wetzler, die von der Struktur in Raeren ausgehend wichtige Impulse in der Bezirksequipe vermittelt haben und der Bezirksleitung beim Aufbau von Dorfgruppen in der Eifel behilflich waren. Durch diese Personalunion von Bezirksleiterin und Hauptleiterin konnte Jeannie Radermacher im Laufe der Jahre eine neue Leitermannschaft aufbauen, die dann in der zweiten Hälfte der 1970er Jahre auch zunehmend zu einem eigenständigen Leiterrat entwickelte.



Zwischen Mitte der 1960er und 1970er Jahre bildete sich die Funktion der Hauptleiter von Kaplan Kohnemergen für die Jungen und Bezirksleiterin Jeannie Radermacher für die Mädchen heraus. So wurden die Versammlungsvorbereitungen für die Burschen und der Veteranen und die mit der Jungengruppe insgesamt zusammenhängenden organisatorischen Angelegenheiten in den ersten Jahren immer auf den alle vierzehn Tage stattfindenden Stammversammlungen auf der Bühne des Pfarrheims besprochen. Erst dann ab 1970 die nun sechs Mann starke Leitermannschaft separat zu Terffen –dem Leiterrat – getroffen. Bei der Mädchengruppe ist diese Entwicklung insofern anders verlaufen, wie die Planung der Gruppenversammlungen zunächst nur von Jeannie Radermacher in Absprache mit Pastor Gielen vorgenommen wurden. Erst mit der Bildung einer jungen Leitermannschaft von etwa drei bis vier Leiterinnen fanden dann unregelmäßige Treffen statt, die der Koordination der Gruppenabläufe dienten. Zu regelmäßigen und dann auch strukturierten Versammlungen trafen sich die Leiterinnen dann Anfang der 1970er Jahre und wie Jeannie Radermacher zugleich auch Bezirksleiterin war, so fanden die Leiterräte dann auch oftmals im Büro der Bezirksleitung in Eupen statt. Die Abläufe des Leiterrates entwickeln sich jedoch bei beiden Gruppen gleich, so dass zum Anfang des Leiterrates eine Meditation oder eine Besinnung stand – ein Element des Leiterrates, welches dann schließlich zum Ende der 1990er Jahre mehr und mehr verloren geht –, auf welche dann die Gruppenberichte als Rückblick folgten und sodann durch die allgemeinen organisatorischen Angelegenheiten fortgesetzt und auch beendet wurden. Inwiefern die Mädchen hiernach nun noch als Leiterrat gemeinsam Eins trinken gingen ist nicht greifbar, bei den Jungen als fester Bestandteil des Leiterrates hingegen schon. Auch ab Anfang der 1970er Jahre beide Leiterräte mit Kaplan Kohnenmergen zu den Einkehrtagen fuhren. Hierdurch wurde seitens Kaplan Kohnenmergen nicht nur die Auseinandersetzung mit dem Glauben und dem Leben in der Mädchengruppe und somit auch die Anbindung an die Pfarrkirchen einem kleinem Rahmen gewährleistet, sondern daraus wuchs auch eine vertiefte Anbindung und Beziehung zwischen der Jungengruppe und der Mädchengruppe. In einem besonderen Maße kam dieser nun langsam entstehende Kontakt durch die Organisation eines Bunten Abends – dem ersten gemeinsamen Elternabend – im Mai 1973 zum Ausdruck. Im Saal vom „Onkel Jonathan“ führten dann die verschiedenen Gruppen Tänze, Sketche, ein Quiz und einen Diavortrag vor. Auch findet das Theater der Katholischen Landjugend Raeren mit der Darbietung des Einakters „Herz und Schnauze“ hier seinen Anfang. Der Sinn und Nutzen des Elternabends war den Eltern einen Einblick in die Jugendarbeit gewährleisten zu könnten und durch Gespräche mit den Leitern Vertrauen zu gewinnen. Dadurch wurde nicht nur die Bindung zwischen den beiden Gruppen – neben dem dafür ebenfalls zentralem Einkehrwochenende – dauerhaft erheblich gefestigt, sondern vor allem wurde auch dem Vertrauensverhältnis zwischen der Katholischen Landjugend Raeren einen institutionalisierten Ausdruck gegeben, von dem ausgehend dieses auch entsprechend gefestigt werden konnte. nachdem Viktor Gielen im November 1976 in den Ruhestand versetzt wurde und Robi Kohnenmergen vor allem durch Einsatz der Raerener Bevölkerung – denn normalerweise wird ein Kaplan nicht in der gleichen Pfarre auch Pastor – sein alleiniger Nachfolger wurde, also als einziger Priester in Raeren verblieb, überforderte Pastor Kohnenmergen sich nun mit der Absicht alle pastoralen Aufgaben alleine bewerkstelligen zu wollen. Etwa ein Jahr nach seiner Amtseinsetzung, also im Dezember 1977 zu Heiligabend, erkrankte Pastor Kohnenmergen an einer Lungentuberkulose und musste entsprechend ein halbes Jahr das Krankenbett hüten. Um das aus dieser Situation erfolgte Handeln nun zu verstehen, kann nicht alleine davon ausgegangen werden, dass die Pfarrgemeinde zum Ende des Jahres 1977 von der Genesung der Krankheit ein halbes Jahr später bereits im Bilde war, sondern sah sich schließlich mit der Situation konfrontiert, dass die Pfarre Raeren mindestens für einen längeren Zeitraum keinen Priester mehr haben würde. Die Krankheit von Pastor Kohnenmergen war somit nicht nur für die Katholische Landjugend Raeren eine Zäsur, sondern noch vielmehr für die gesamte Pfarre Raeren. In der Katholischen Landjugend Raeren selbst setzte nun in großen Schritten die Verselbständigung der Leiterräte ein, die schließlich mit dem Hauptleiterwechsel in beiden Gruppen von 1979 insofern abgeschlossen, wie sich nun sowohl bei Helmut Wetzeler, Franz-Josef Kirschfink und auch bei Odilia Gielen das neue Selbstverständnis des Hauptleiters als Hauptverantwortlicher der Katholischen Landjugend Raeren klar in ihrem Denken und Handeln herauskristallisierte. Das führte dazu, dass ein Das führte dazu, dass ein Priester der Jugend nicht mehr so nahe steht, wie dies ein gerade zum Priester geweihter Kaplan vermag. Pastor Kohnenmergen schreibt dazu selbst: „Man empfindet zwar viel Sympathie für die Jugend, aber man kann sich ihr nicht mehr so widmen. Auch das 'Älterwerden' spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle.“ So gewann die Katholische Landjugend Raeren durch seine geistige Unterstützung, die er mit den Besuchen der Leiterräte und durch das jährliche Einkehrwochenende auch weiterhin gewährleistete, die Fähigkeit die vorherige gemeinsam geschaffene Grundstruktur selbständig zu übernehmen und zu entwickeln. In der Jungengruppe übernahm 1979 Helmut Wetzler und Franz- Josef Kirschfink dann die Hauptleitung der Gruppe. Beide waren damals nicht nur die ältesten Leitern des Leiterrates, sondern waren zuvor schon lange Jahren zusammen Leiter der Veteranen gewesen, haben in 1974/1975 zusammen mit Pastor Dederichs, Josef Croé, Anneliese Dobbelstein, Margot Mennicken die Katholische Landjugend Eynatten aufgebaut, danach seit 1976 zusammen mit Odilia Gielen und Josef Croé in der Bezirksequipe von Jeannie Radermacher gewirkt und im Rahmen dessen den Aufbau und die Weiterentwicklung einer Vielzahl von Gruppen in der Eifel geholfen. Darüber hinaus war Helmut Wetzler auch in einem entscheidenden Maße an der Gründung Jugendpfarrgruppe in der Mitte der 1970er Jahre beteiligt – sie sollte die zahlreichen religiösen Aktivitäten der damaligen Raerener Jugend zusammen mit Pastor Kohnenmergen planen - und hatte schließlich auch mit Pastor Kohnenmergen die Leitung übernommen. Somit haben die ersten eigenständign Hauptleiter der Jungengruppe die Grundstruktur der Katholischen Landjugend Raeren nicht nur gekannt, sondern haben sie über die 1970er Jahre hin aktiv mitgestaltet und konnten sie davon ausgehend nun auch weiterentwickeln. Zusammen mit einem weiteren älteren Leiter, Freddy Schumacher, zogen sich Helmut Wetzler und Franz-Josef Kirschfink in diesen oftmals zurück– übernahmen somit auch selbständig die mit Pastor Kohnenmergen gemeinsam entwickelte Besinnungsmethode – um sich nun der Frage zu stellen, was aus der Katholischen Landjugend Raeren werden soll, also welche Ziele verfolgt werden sollen und wie diese Ziele gemeinsam mit dem Leiterrat umgesetzt werden solle. So entstanden nun innerhalb des Leiterrates nicht nur pädagogische Konflikte, vor allem darüber welchen Führungsstil man gegenüber den Kindern und Jugendlichen zu entfalten habe oder in welchem Maße die 1971 unter Hans Gerd Schumacher und Kurt Mennicken entstandenen Kerle im Vergleich zu den Veteranen auch auf Zeltlager fahren dürfen, sondern der Leiterrat musste vor allem in Anbetracht des sich entwickelnden Freizeitangebotes die richtungweisende Entscheidung zwischen „Jugendarbeit“ oder „Kinderarbeit“ treffen. Denn wie bereits an anderer Stelle dargestellt, entwickelte sich im Verlauf der 1970er Jahre dem größeren Freizeitpotential entsprechend, auch eine vielfältiges Freizeitangebot, so dass sich die Raerener Jugend nicht mehr nur im Wesentlichen auf die beiden Jugendgruppen verteilte, sondern nun ein immer größer werdendes Sportangebot wahrnehmen konnte. Und wie die meisten Jugendabteilungen der Sportvereine ihre Angebote bereits an die Kinder im ersten Schuljahr, also an die sechsjährigen Kinder richtete, so entstand in der Jungengruppe die Diskussion darüber, ob die Burschen in diesem Sinne auch die sechsjährigen Kinder einbeziehen müssen. Die Hauptleiter Helmut Wetzler und Franz-Josef Kirschfink konnten sich in dieser Entscheidungsfindung insofern durchsetzen, wie der Schwerpunkt weiterhin auf die Jugendarbeit gelegt werden sollte. Für diese Haltung und Entscheidung war im Kern aber entscheidend, dass die Jugendarbeit für sie nicht nur eine reines Freizeitangebot darstellte, sondern den geistigen Grundlagen der Grundstruktur entsprechend auch weiterhin als die gemeinschaftliche Auseinandersetzung mit dem Glauben und dem Leben betrachtete und somit im Anbetracht einer sich stetig größer werdenden Lebenswelt auch weiterhin als eine in der Gemeinschaft vorgenommene Orientierung dienen sollte. Die gemeinsame „Suche“ und die Vermittlung von sozialen und religiösen Werten war für sie das Hauptziel der Katholischen Landjugendarbeit in Raeren, nach welchem sie dann auch ihr Handeln als Hauptleiter und Leiterrat suchten zu richten. Jedoch konnte die Jungengruppe diese strenge Definition ihrer Gruppenstrukturen im Verlauf der 1980er Jahre, in denen neben dem immer noch ansteigenden Freizeitangebot sich nun auch allmählich die breiter entfaltende Unterhaltungsmedien als Konkurrenz entwickelte, nicht aufrecht erhalten, so dass vor allem auf das Betreiben von Roland Lentzen 1988 die Knirpse als eine neue Gruppe von sechs bis achtjährigen Kindern gründete, um somit dann auch den Nachwuchs der Jugendgruppe sichern zu können. In der Mädchengruppe war diese Zielsetzung nicht so klar formuliert worden, so dass Jeannie Radermacher zusammen mit dem sich entwickelnden Leiterrat auch ganz pragmatisch bereits 1973 entschieden hatte, dass die jüngste Mädchengruppe auch die sechs bis siebenjährigen Mädchen aufnehmen solle, um somit die Mädchen nicht alle an die Mädcheneinheit der Pfadfinder zu verlieren, die diese Entscheidung bereits ein Jahr zuvor getroffen hatten. Auch unter der Hauptleiterin Odilia Gielen mitsamt des 1979 zunächst sieben Leiterinnen und schließlich 1981 dann 12 Leiterinnen zählenden Leiterrates ist diese klare Formulierung und Strukturierung der Katholischen Landjugendarbeit in den Quellen nicht greifbar. Vielmehr wurden dann unter der Hauptleiterin Brigitte Baguette 1984 mit den Sternchen eine Gruppe der sechs bis achtjährigen Mädchen gegründet und womit die Mädchengruppe auch hier pragmatischer waren als die Jungengruppe. Die also von der beiden Gruppen entwickelte Gruppenstrukturen, Entscheidungsfindungsprozesse und inhaltlichen Zielsetzungen, wurden somit in beiden Gruppen – wenngleich in der Mädchengruppe dies weniger ausdrücklich formuliert wurde– von den Leiterräten übernommen und in der Jungengruppe nun selbständig auch vertieft. Zwar legte Helmut Wetzler seine Funktion als Hauptleiter bereits 1980 nieder, aber Franz-Josef Kirschfink führte ihre gemeinsam entwickelte Zielsetzung einer religiösen und soziale Werte schaffenden und vermittelnden Jugendarbeit als alleiniger Hauptleiter der Jungengruppe bis zum Sommer 1986 weiter. Die räumliche und somit die materielle Säule der Katholischen Landjugend Raeren blieb im Laufe der 1970er Jahre nicht das Pfarrheim und das Jugendheim, sondern wurde seit Anfang 1976 zunächst die abgebrannte Hausmeisterwohnung in der Schule Neudorf. Denn wie sich das Jugendheim bereits zum Anfang der 1970er Jahre sehr bald von den Jugendgruppen ablöst und eine eigene offene Jugendarbeit entfaltet und wie nun die abgebrannte Hausmeisterwohnung in der Neudorfer Schule leer stand, so stellte die Jugendgruppen zusammen einen Antrag zur Nutzung dieser Wohung, wonach die Katholische Landjugend Raeren mit der Unterstützung des damaligen Bürgermeister Franz Schumacher, dessen Liste zu dieser Zeit ohne Opposition die Politik der Gemeinde Raeren gestalten konnte, nun die obere Etage der Neudorfer Schule auch erhielt. Die Mädcheneinheit der Pfadfinder nutzten bereits seit Anfang der 1960er Jahre einen unteren Raum der Schule Neudorf, welchen sie nun zunächst auch noch beibehielten. Durch die Neuordnung des Schulwesens, welches mit der Zusammenlegung der administrativen Einheiten von Neudorf und Driesch in den 1960er Jahren ihren Anfang nimmt und durch die Zentralisierung der Gemeindeschulen auf Driesch infolge des staatlichen Schulbaus auf Plei, wurden nun die Schulgebäude auf Berg und in Neudorf frei, so dass die politische Führung der Gemeinde entschied, dass die Pfadfindereinheiten ihren gemeinsamen Standort auf Berg und die Katholische Landjugend Raeren ihren Standort in Neudorf erhalten sollten. Somit hatte die Katholische Landjugend Raeren, wie Erich Recker dies zum Ausdruck brachte: „Zum ersten Mal etwas richtig Eigenes“. Aus der alten Schule Neudorf nun das Heim der Katholischen Landjugend Raeren nach den eigenen Bedürfnissen und Vorstellungen zu formen und zu gestalten wurde nun zu einer dauerhaften Aufgabe der beiden Leiterräte. Noch 1976 haben sich die beiden Leiterräte die Räume der ehemaligen Hausmeisterwohnung dann aufgeteilt und haben zugleich auch die Renovierung und den Umbau der bisherigen Raumstruktur begonnen, so dass schon nach wenigen Monaten die erste Gruppenversammlung auch im neuen Heim der Katholischen Landjugend Raeren stattfinden konnten. Auch führte die nun zur Verfügung gestellten Räumlichkeiten dazu, dass die Katholische Landjugend Raeren über einen großen und geräumigen Speicher verfügte, durch den sie nun überhaupt erst die Möglichkeit erhielt sich eine größere Menge an Material unterzubringen, so dass dieser Speicher von ihr schließlich auch als Materialraum eingerichtet wurde. Als Haupteinnahmequelle konnte die Jungengruppe dann schließlich im Januar 1977 den Pfarrbriefdruck erschließen. Wie Pastor Kohnenmergen sich dazu entschlossen hatte, den Pfarrbrief nun an alle Haushalte der Gemeinde Raeren zu schicken, so bot er der Katholische Landjugend Raeren an, die wöchentliche Aufgabe gegen eine Bezahlung zu übernehmen. Dieses Angebot wurde dann von der Jungengruppe angenommen. Um dann den Ankauf von zwei eigenen Zelten zu finanzieren nahm die Jungengruppe dann an Ende der 1970er Jahre dann auch an der Kirmes teil. Auch 1989 und 1991 nahmen dann beide Gruppen der Katholischen Landjugend Raeren zusammen mit den Pfadfinder und dem Jugendheim an der Kirmes teil, um sich wiederum die Anschaffung von Zelten finanzieren zu können. Jedoch trafen sich vor allem die Leiterräte nach wie vor im Pfarrheim, da die Räumlichkeiten noch keine entsprechende Ausstattungen besaßen, um die einen Abend füllenden Leiterräte auch in einer gemütlichen Runde verbringen zu können. Zudem verfügte die Neudorfer Schule nicht über eine entsprechende Heizung, durch welche sie im Winter so geheizt werden könnte, um sie dann auch zu benutzen. So konnten die Gruppen auch in den 1980er Jahren nicht gänzlich auf die alten Räumlichkeiten im Pfarrheim und zum Teil auch im Jugendheim verzichten. Zwar wurde die Neudorfer Schule durch die umfangreichen Bemühungen, wie dem Umbau der alten Hausmeisterwohnung, der Einrichtung des Speichers als Materialraum, der Renovierung und Umbau des Treppenhauses und des Kellers zu einem speziellen Raum für die älteren Gruppen, immer mehr zum Heim der Katholischen Landjugend Raeren, aber ihre eigene finanzielle Grundlage reichten nicht aus, um die zur Verfügung stehende Infrastruktur dann auch tatsächlich nach ihren Bedürfnissen und Vorstellungen zu gestalten. Diese für die Katholische Landjugend Raeren sich zunehmend problematische Situation wurde dann von den Hauptleiter Manfred Jonas und Herbert Meessen, welche diese Funktion vom Sommer 1986 bis zum Sommer 1993 inne hatten, in einem entscheidenden Maße in Angriff genommen worden. So wurde Manfred Jonas neben seiner Funktion als Hauptleiter nicht nur der erste Hausmeister der Neudorfer Schule, sondern zusammen mit den beiden Leitern und angehenden Architekten Sabine Mennicken und Ignace Hardt entwarfen sie im Jahre 1990 umfangreiche Pläne, nach denen die Neudorfer Schule von der Gemeinde zu einem Lagerhaus umgebaut werden sollte und vom welchem ausgehend auch die für die zur Unterhaltung und Gestaltung notwendigen finanziellen Mittel für die Neudorfer Schule gewonnen werden sollten. Während nun Sabine Mennicken die Pläne zur Umgestaltung der Innenräume entwarf, entwickelte Ignace Hardt die Pläne zur Gestaltung der kompletten Außenanlage. Im Mittelpunkt dieses Gesamtkonzeptes stand die Implementierung der Selbstverwaltung der Neudorfer Schule durch die Katholische Landjugend Raeren. Denn durch die Vermietung der Neudorfer Schule als Lagerhaus sollten die notwendigen finanziellen Mittel gewonnen werden, um die Unterhalts- und Renovierungsarbeiten an der Neudorfer Schule selbst vornehmen zu können. Erst unter den Hauptleitern Danny Havenith und Mario, die vom Herbst 1993 bis zum Sommer 1996 Hauptleiter gewesen waren. Sie hatten zusätzlich zu den Bauplänen auch eine Feier in der Aula der Schule Driesch organisiert, um somit eine Kofinanzierung der Umbauarbeiten zu gewährleisten und haben gemeinsam mit einem Notar auch einen Nutzungsvertrag aufgestellt, um die von der Gemeinde zur Verfügung gestellte räumlichen und somit materiellen Grundlagen auch durch eine rechtliche Grundlage abzusichern. Im Mittelpunkt dieses Nutzungsvertrages stand zum einen die Implementierung eines Verwaltungsrates mit einem entsprechenden Vorsitzenden, der bisher faktisch auch immer in Personalunion die Funktion des Hausmeister ausgeübt hat und dementsprechend für die im Nutzungsvertrag definierten Verwaltungsabläufe verantwortlich ist. Mit dem Abschluß der Umbauarbeiten und der Vertragsunterzeichnung und dessen Ratifizierung durch den Gemeinderat wurde auch die materielle Säule der Katholischen Landjugend Raeren – die Neudorfer Schule – durch die eigenständig agierenden Leiterräte in der Mitte der 1990er Jahre konsolidiert.



Die Absicherung der geistigen und materiellen Grundlagen der Katholischen Landjugend Raeren durch die seit dem Ende der 1970er Jahre selbständig entscheidenden und handelnden Leiterräten führte nun zwischen der Mitte der 1980er bis weit in die erste Hälfte der 1990er Jahre zu einer Blütezeit der Katholischen Landjugend Raeren. Nicht nur das sich die Mitgliederzahlen der Katholischen Landjugend Raeren bis zur Mitte der 1990er Jahre auf etwa 230 Mitglieder anstiegen, somit innerhalb der fünfzigjährigen Geschichte den Höhepunkt bildete.



Nun in der näheren Vergangenheit, dadurch geprägt, das die moderne Kommunikation und Mobilität immer rascher sich entwickelt eröffnen sich immer mehr Möglichkeiten: Handy, Auto … Einhergeht, gehen aber auch die Ansprüche die in den 2000er Jahren immer schneller gestiegen sind. Die Kinder kommen nicht mehr aus eigenem Impuls zur KLJ, sondern der Faktor Eltern bestimmt den Gang des Mitglieds. Eltern setzten immer mehr Ansprüche an die Qualität der Animation während den Versammlungen, sodass es auch teilweise zu Einbrüchen an Jahrgängen in diesen Jahren gekommen ist. Eine Erneuerung fand in der Mädchengruppe durch Sabine Mennicken und Diane Severin neugegründete Gruppe der älteren Mädchen, die sich seither „Testi Pipas“ nennen, mit einer Floßfahrt in Frankreich und mit einer im Jahr darauf erfolgenden Reise zur belgischen Küste. Die wohl bisher umfangreichste Reflektion des bisherigen traditionellen Programms nahmen dann die Veteranenleiter Patrick und Ralph Creutz vor, die zusammen die Veteranen vom Herbst 1999 bis zum Sommer 2002 leiteten. Sie wollten die Veteranengruppe nicht nur dadurch stärken, also in regelmäßigen Abständen neben dem traditionellen Lager auch ein Auslandslager als fester Bestandteil der ältesten Gruppe zu implementieren. So fuhren sie im Sommer 2001 mit den Veteranen zunächst nach Brüssel und schließlich nach Ostende ans Meer. Im darauf folgenden Jahr fuhr die Veteranengruppe nach Österreich/Achenkirchen. So wurde im Leiterrat beschlossen, dass die Auslandslager nicht die Regel und somit eine Ergänzung darstellen sollen. So fuhren auch im Jahr 2008 nach Frankreich und machten eine Floßfahrt auf der Dordogne. Durch die steigenden Erwartungen der letzten Jahre von den Kinder, den Eltern aber auch besonders von den Leitern, ist eine finanzielle Absicherung bzw. Einnahmequelle unvermeidlich, wie auch bisher die Kirmes Raeren, das KLJ-Theater und auch von Alice Weber bis 2006 ins Leben gerufenen Tirolerabend. Es folgt ein Selbstverwaltungsprinzip, d.h. durch eigene Möglichkeiten der Hausnutzung kommen eine enormer zusätzlicher Arbeitsaufwand neben den Animationen der Versammlungen, wie Hausmeisterarbeit, Vermietung, Gartenpflege, Materialdienst, … . Besonders in den Jahren des Einundzwanzigsten Jahrhundert spitzt sich die Lage der zuvor erklärten Herausforderungen zu: Kommunikationsmitteln wie auch das Internet (Email, Facebook, Website, …), den immer steigenden Erwartungen, den steigenden Ansprüchen der Mitglieder und Eltern, die Schnelligkeit etc. .So machten die Testi-Pipas 2010 mit einem Europaaustauschprogramm ein Lager nach Österreich, auch im Jahr 2012 wagten die Veteranen ein Auslandslager nach Frankreich. Eine Schwierigkeit kam in den drei Schuljahren 2007 bis 2011 als die Grundschule von Raeren ins KLJ-Heim zog, sodass die KLJ Raeren nur einen eigenen Raum zu Verfügung hatte.



Insgesamt ist also gegenwärtig festzuhalten, dass die Katholische Landjugend Raeren auf stabilen materiellen Grundlagen steht, über eine recht stabile Gruppenstruktur und Leiterratsstruktur verfügt, die eine systematischere Jugendarbeit zu leisten vermag. Ungewiss und wenig reflektiert wird somit die von ihnen formulierten geistigen Zielsetzungen, die im angebrochen 21. Jahrhundert – und so viel steht fest – ihren künftigen Weg in einem nicht zu unterschätzenden Maße bestimmen wird.


„Wir haben die Erde nicht von unseren Eltern geerbt, sondern von unseren Kinder geliehen.“
altes indianisches Sprichwort

von Lukas Meier zusammengefasst aus dem Buch „Die Katholische Landjugend Raeren. Ein Verein im Wandel seiner Zeit“ geschrieben von Jérôme Franssen